Der Begriff ‚Kanacke‘ hat seine Wurzeln im kolonialen Zeitalter, als Seefahrer und Seeleute aus Europa in den Südwestpazifik und andere Regionen reisten, darunter Neukaledonien. Hier trafen sie auf die einheimischen Kanaken, deren dunklere Hautfarbe und Kultur oft in der deutschen Umgangssprache als abwertendes Wort für Menschen genutzt wurden, die aus Südosteuropa, dem Nahen und Mittleren Osten oder Nordafrika stammten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich ‚Kanacke‘ zu einem Geusenwort, das häufig zur Bezeichnung von Menschen verwendet wurde, die nicht der weißen europäischen Identität entsprachen. Diese Verwendung spiegelte die kolonialen Vorurteile wider und führte zu einer stigmatisierenden Wahrnehmung innerhalb einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft. Auch die hawaiianische Bezeichnung für Mensch kommt in diesem Zusammenhang als Beispiel für die europäische Interpretation von Identität ins Spiel. Während die Kolonisation das Wort prägte, so ist es heute ein vielschichtiger Begriff, der sowohl abwertende als auch identitätsstiftende Bedeutungen tragen kann.
Verwendung im deutschen Sprachraum heute
Die Bedeutung von Kanacke im deutschen Sprachraum hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Obwohl der Begriff ursprünglich als Schimpfwort verwendet wurde, erleben wir heute ein differenziertes Bild. Besonders in den Metropolen Deutschlands, wo viele Menschen mit südländischem Aussehen, oft aus Südosteuropa, dem Nahen Osten oder Nordafrika stammend, leben, hat sich eine Konnotation von Identität und Zugehörigkeit entwickelt. In der Umgangssprache begegnet man auch dem Begriff Kenek, der eine ähnliche Verwendung aufweist.
Trotz dieser positiven Aspekte bleibt die Verwendung des Begriffs problematisch. Diskriminierung und Herabwürdigung sind nach wie vor alltägliche Begleiter für viele, die als Kannakermann oder Kannaker bezeichnet werden. Der Einsatz des Begriffs variiert zunehmend, und eine Diskussion über seine Akzeptabilität entwickelt sich weiter, insbesondere unter Menschen mit Migrationserfahrung aus Ozeanien oder dem pazifischen Raum, wie etwa Polynesien oder Neukaledonien.
Ein Geusenwort, das an alte Zeiten erinnert, wird heute oft sowohl als Ausdruck von Stigma als auch von vitaler Identität betrachtet. Die heutige Verwendung spiegelt die komplexen Identitäten wider, die Menschen mit Migrationshintergrund konstituieren und mit denen sie sich identifizieren.
Von Abwertung zu Selbstbezeichnung
Ursprünglich war der Begriff „Kanake“ ein abwertendes Wort, das in der deutschen Umgangssprache verwendet wurde, um Menschen mit türkischem, arabischem oder nordafrikanischem Hintergrund zu beschreiben. Die Verwendung des Begriffs verbreitete sich in den 1960er und 1990er Jahren, oft in einer negativen Konnotation, die auf gesellschaftliche Wahrnehmung und kolonial-rassistische Vorurteile zurückgeht. Der Mythos um die „Kanacken“ war eng verbunden mit der deutschen Kolonialexpansion und äußerte sich in Stereotypen, die an das Bild von Kannibalen und anti-slawistischen Vorurteilen erinnerten. Insbesondere waren damit auch Verbindungen zu den Kosaken und Hannaken, als auch zu den Polacken verbunden, um eine vermeintliche Bedrohung durch vermeintlich „wilde“ Seefahrer zu konstruieren. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Wandel vollzogen. Immer mehr Menschen wählten „Kanake“ oder die alternative Bezeichnung „Kenek“ als Selbstbezeichnung, um sich von der negativen Wahrnehmung zu emanzipieren und eine positive Bezeichnung zu kreieren. Dies spiegelt den Kampf um Identität und die Umdeutung eines ehemals Schimpfwortes wider, das nun als Geusenwort in die deutsche Sprache integriert wird.
Varianten und kulturelle Konnotationen
Im Laufe der Zeit hat der Begriff „Kanake“ verschiedene Varianten und kulturelle Konnotationen entwickelt. Bereits im 19. Jahrhundert verwendeten Seeleute das Wort, um Menschen mit Migrationshintergrund aus Südosteuropa, Nordafrika und dem Mittleren Osten abwertend zu bezeichnen. In der Umgangssprache hat sich „Kanacke“ als Schimpfwort etabliert, das oft Arbeiter italienischer, arabischer oder türkischer Herkunft bezeichnet. Diese negativen Assoziationen haben dazu geführt, dass der Begriff in der deutschen Hochkultur als Tabu-Begriff gilt. Dennoch finden immer mehr Menschen mit migrantischem Hintergrund, darunter auch prominente Stimmen wie Feridun Zaimoğlu, Wege, das Wort neu zu interpretieren und es als Zeichen von Talent und Durchbruch zu nutzen. Der Umstand, dass in der Kanak Sprak, einer von Migranten geprägten Sprachform, der Begriff eine andere Bedeutung erhält, weist auf einen beginnenden Wandel hin. So wird „Kanake“ zunehmend als Teil einer kulturellen Identität verstanden, während es gleichzeitig die Herausforderungen widerspiegelt, die mit der Verwendung des K-Worts verbunden sind.